Raiffeisen und die Lokale Agenda

Friedrich Wilhelm Raiffeisen kann mit Sicherheit als der Bürger aus dem Kreis Neuwied angesehen werden, der weltweit die größte Bedeutung erlangt hat. Seine Erfolge zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Situation der Bevölkerung seiner Zeit sind unbestritten. Sein System der Kleinkredite ist in der modernen Form der Mikrokredite vor einigen Jahren mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden.

Weniger bekannt ist, dass sich Raiffeisen auch in für das 19. Jahrhundert ungewöhnlicher Weise für den Umweltschutz einsetzte. So entwarf er in Flammersfeld während seiner Amtszeit als Bürgermeister eine „Naturschutzverordnung“, die es verbot, feste und flüssige Haushalts- und Wirtschaftsabfälle auf öffentliche Wege und in dazugehörige Gräben zu bringen und beseitigte durch Grubentätigkeiten entstandene Flurschäden.

Auch verfasste Raiffeisen mehrere Schriften und Artikeln im „Landwirtschaftlichen Genossenschaftsblatt“ der 1880er Jahre, in denen er viele Anregungen zum ressourcenschonenden und nachhaltigen Wirtschaften gab.

 

Da er somit versuchte, die regionalwirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Bedingungen seiner Zeit gleichermaßen zu verbessern, kann er als ein Vordenker der Lokalen Agenda im 19. Jahrhundert bezeichnet werden.

Bei all seinen wirtschaftlich-sozialen Bemühungen lag der wichtigste Ansatzpunkt immer in der Selbstverantwortung, dass also jedermann für alle seine Handlungsschritte voll verantwortlich ist und hier zur größten Gewissenhaftigkeit angehalten wurde, und darauf gründend in der Selbsthilfe, dass niemandem fertige Lösungen für seine Probleme ohne eignes Zutun angeboten wurden, sondern jedermann aufgefordert war, seinen Beitrag und Gegenwert zu leisten.

Hierzu wurden ihm die nötigen finanziellen Mittel durch genossenschaftliches Wirtschaften bereitgestellt, nicht zuletzt aber auch durch Bildungsangebote das Verständnis für Zusammenhänge der Nachhaltigkeit gefördert.

 

Die Lokalen Agenda im Kreis Neuwied greift viele dieser Gedanken Raiffeisens wieder auf:

Auch ist der Aspekt "Bildung für Nachhaltigkeit" im Sinne der Förderung des Bewusstseins für gemeinschaftliches/ gemeinnütziges/ genossenschaftliches Denken – also in gesamtgesellschaftlichen Zusammenhängen - wichtig zu erwähnen.